
VWE UND GYNÄKOLOGIE / GEBURTSHILFE
Blutgerinnungsstörungen, einschließlich der Von-Willebrand-Erkrankung (VWE), sind schätzungsweise bei jeder fünften Frau für starke Menstruationsblutungen (HMB) verantwortlich.1 Blutgerinnungsstörungen sind auch ein Hauptrisikofaktor für übermäßige Blutungen während und nach der Geburt. Nur ein Bruchteil der Frauen, die sich mit starken Vaginalblutungen vorstellen, werden auf eine VWE hin untersucht, obwohl Blutgerinnungsstörungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von übermäßige Vaginalblutungen spielen und die VWE die häufigste Blutgerinnungsstörung ist.2

Aufgrund mangelnden Bewusstseins und unzureichender Aufklärung bleibt die VWE oft unerkannt oder wird erst spät diagnostiziert. Ohne Diagnose und Behandlung können sich aufgrund der HMB bei diesen Frauen schwerwiegende physische und psychische Folgen entwickeln, darunter Müdigkeit, Anämie, Angstzustände und Depressionen.1
Die Rolle von Gynäkologen und Geburtshilfe
Fast alle Frauen mit einer VWE im gebärfähigen Alter leiden unter übermäßigen Vaginalblutungen.3 Eine starke Periode ist oft das erste auffällige Blutungssymptom, wenn Mädchen mit einer VWE in die Pubertät kommen. Als Gynäkologe oder Geburtshelfer sind Sie oft der erste Ansprechpartner, mit dem diese Mädchen oder ihre Angehörigen über eine ausgeprägte Blutungsneigung sprechen. Ihre Konsultationen stellen daher eine erste Gelegenheit dar, Patienten zu erkennen, die von einer weiteren diagnostischen Abklärung einer Blutgerinnungsstörung profitieren könnten. Dies ist besonders wichtig in Gesellschaften, in denen Vaginalblutungen stigmatisiert werden, oder für Patientinnen, die möglicherweise gegenüber ihrer starken Periode desensibilisiert sind und sich nicht gehört oder schlecht verstanden zu fühlen.2 Da Blutgerinnungsstörungen wie die VWE hereditäre Erkrankungen sind, hilft die Diagnose einer VWE oft dabei, weitere betroffene Familienmitglieder zu identifizieren.
Obwohl die Sensibilisierung von medizinischem Fachpersonal und von Patienten der wichtigste Schritt ist, um Patienten mit einem Blutungsrisiko zu identifizieren, bleibt die Diagnose der VWE aufgrund der Komplexität des Diagnoseprozesses eine anspruchsvolle Aufgabe.2 Wenn eine Ihrer Patientinnen in der letzten Zeit übermäßige Vaginalblutungen hatte, empfehlen wir Ihnen, Ihre Patientin zu bitten, ihre Periode anhand unseres Erfassungsbogens Menstruationsstärke zu dokumentieren. Sie können Ihrer Patientin auch vorschlagen, mit Ihnen zusammen unseren Blutungstest durchzuführen. Der Test hilf Ihnen bei der Entscheidung, ob weitere Untersuchungen erforderlich sind – und könnte das Leben Ihrer Patientin verändern!
Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten für Frauen mit einer VWE und HMB, und es stehen Leitlinien für die Behandlung von HMB aufgrund einer VWE zur Verfügung.4 Die Behandlung sollte individuell sein und Faktoren wie Alter, Lebensstil, Schwangerschaftswunsch und andere Wünsche der Patientin berücksichtigen. Es ist wichtig zu beachten, dass einige Behandlungen, wie z. B. Kontrazeptiva, oft wirksam sind, um HMB zu kontrollieren. Sie schützen jedoch nicht vor Blutungen nach einem Trauma, einem Unfall oder während einer Operation, daher ist eine vollständige Diagnose entscheidend. Außerdem werden übermäßige Vaginalblutungen oft stigmatisiert und abgelehnt. Die mangelnde Anerkennung von HMB, verbunden mit Einschränkungen im Alltag, bei körperlichen Aktivitäten und sozialen Interaktionen kann eine schwere psychische Belastung für Ihre Patientin darstellen.5,6 Ohne ausreichende soziale Unterstützung können Ihre Patientinnen mit einer VWE sogar Ängste und Depressionen entwickeln.
Frauen mit einer VWE können eine erfolgreiche Schwangerschaften haben und gesunde Babys zur Welt bringen. Ohne Diagnose und Behandlung kann es jedoch während und nach der Entbindung zu übermäßigen Blutungen kommen. Daher sind eine sorgfältige Planung und Überwachung unerlässlich, um eine normale Geburt sicherzustellen. Wenn möglich, sollten Schwangerschaft und Entbindung frühzeitig besprochen und geplant werden. Dies sollte in Zusammenarbeit mit einem multidisziplinären Team erfolgen, zudem spezialisierter Hämostaseologe aus einem Gerinnungszentrum gehören sollte.8,9 VWDtest bietet weitere Informationen zu den Themen Ätiologie, Diagnose und zum Management der VWE und gibt einen Einblick in den typische Weg von Patienten mit einer VWE.
References
- Kadir RA et al. Lancet 1998; 351:485-9.
- Corrales-Medina FF et al. Blood Rev 2023; 58:101018.
- de Wee EM, et al. Thromb Haemost 2012; 108:683-92.
- Connell NT et al. Blood Adv 2021; 5:301-25.
- VanderMeulen H, et al. Hematology Am Soc Hematol Educ Program 2022 1: 631-6.
- Sanigorska A, et al. Res Pract Thromb Haemost 2022; 6:e12652.
- Roberts JC, et al. Haemophilia 2022; doi: 10.1111/hae.14725.
- Leebeek FWG, et al. Blood 2020; 136:2143-50.
- Janbain M and Kouides P Int J Womens Health 2022; 14:1307-13.